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12. Die Königsklasse - Vier vernünftige Leute unterhalten sich

Sybille

"Man hört vier vernünftige Leute sich unterhalten, glaubt ihren Diskursen etwas abzugewinnen und die Eigentümlichkeiten der Instrumente kennen zu lernen." Goethes berühmtes Aperçu vom Streichquartett umschreibt zentrale Prinzipien der Gattung: zum einen den Charakter eines Gesprächs, in dem alle vier Teilnehmer gleichberechtigt zu Wort kommen und wichtiges zu sagen haben, zum anderen die Homogenität bei gleichzeitiger Individualität der Stimmen.


1829 hat Goethe seine Gedanken zum Streichquartett formuliert. Die Voraussetzungen und Anfänge der Gattung reichen viel länger zurück. Sie liegen in der Musiktheorie des 16. und 17. Jahrhunderts, die seit Palestrina die Vierstimmigkeit als das vollkommene Prinzip des musikalischen Satzes ansah. Die direkten Vorläufer des Streichquartetts datieren aus dem zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts und finden sich in den diversen Erscheinungen von Sinfonie, Sonate und Concerti "a quattro" in Italien, "à quatre" in Frankreich und von Quartett-Symphonien und Quartett-Divertimenti in Süddeutschland.


Durch die Quartette von Haydn und Mozart und Boccherini, spätestens aber durch die von Beethoven avancierte das Streichquartett zur anspruchsvollsten Gattung, zur "Königsklasse" der Instrumentalmusik - oder, wie Donald Francis Tovey schrieb, "zur reinsten und höchsten Offenbarung der Kammermusik, wenn nicht der ganzen Musik überhaupt". Der Weg durchs 19. und 20. Jahrhundert bis in unsere Zeit war gewiesen. Quelle: https://www.br-klassik.de/themen/klassik-entdecken/alte-musik/stichwort-streichquartett-100.html


In offensichtlicher Anerkennung der Haydnschen Rolle zur Etablierung dieser Gattung als anspruchsvollste der Kammermusik widmete Wolfgang Amadeus Mozart ihm seine 1785 veröffentlichten Quartette. Das Streichquintett Es-Dur KV 614, veröffentlicht 1791, wiederum ist Mozarts letztes Quintett und „in mehrfacher Hinsicht ein Unikum: Es schlägt für diese Gattung ungewohnt volkstümliche, fast rustikale Töne an und verbirgt gleichzeitig unter dieser Oberfläche die verblüffendste Kunstfertigkeit.“

Quelle: Reclams Kammermusikführer



 
 
 

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