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17. Is silence golden? Sehnsucht nach Stille

Sybille

„Wenn es nur einmal so ganz stille wäre, 

wenn das Zufällige und Ungefähre 

verstummte und das nachbarliche Lachen, 

wenn das Geräusch, das meine Sinne machen, 

mich nicht so sehr verhinderte am Wachen -: 


Dann könnte ich in einem tausendfachen 

Gedanken bis an deinen Rand dich denken 

und dich besitzen (nur ein Lächeln lang),

um dich an alles Leben zu verschenken 

wie einen Dank.“

Rainer Maria Rilke


Wird es tatsächlich von Jahr zu Jahr lauter, wie viele Menschen meinen? Die Deutsche Gesellschaft für Akustik (DEGA) findet dafür keine Anhaltspunkte. Zwar seien tatsächlich immer noch viel zu viele Menschen vor allem durch Verkehrslärm einem gesundheitsschädlichen Geräuschpegel ausgesetzt, sagt Michael Jäcker-Cüppers, Vorsitzender des Arbeitsrings Lärm der DEGA. Doch tendenziell sei es durch modernere Motoren, bessere Straßenbeläge und Lärmschutzmaßnahmen eher etwas leiser geworden.

"Aber wir stellen fest, dass die Menschen sich heute bei gleichem Pegel stärker belästigt fühlen als noch vor zehn Jahren." Grund sei wohl ein allgemein gestiegenes Stressniveau, dem die Menschen ausgesetzt seien, mutmaßt der Lärm-Experte.

Oft sei es die große innere Unruhe, die Menschen extrem empfindlich gegen Geräusche werden lasse, beobachtet auch Michael Seitlinger. "In unserem Inneren herrscht oft ein regelrechter Affenzirkus", sagt der Münchner katholische Theologe und Achtsamkeitstrainer. In seinen Seminaren kommt es vor, dass gestresste Teilnehmer sich gelegentlich sogar schon von Vogelgezwitscher in ihrer Ruhe gestört fühlen. Zugleich hätten viele Menschen aber regelrecht Angst vor der Stille, stellt Seitlinger fest.

Ähnliche Erfahrungen macht der Achtsamkeitstrainer und Pädagoge Rüdiger Standhardt aus Gießen. "Die Sehnsucht nach Ruhe ist sehr ambivalent." Einerseits wünschten sich viele Menschen nichts mehr als Stille, weiß Standhardt, der unter anderem Schweigeseminare leitet.

"Wenn dann aber die Ruhe eintritt, dann sagen die gleichen Menschen innerhalb kürzester Zeit: 'Die Ruhe macht mich fertig.'» Grund sei, dass die Stille zunächst dazu führe, dass unbewältigte Konflikte oder Fragen ins Bewusstsein rückten. Manche Menschen hielten das nicht aus. Seitlinger betont: "Achtsamkeit und Ruhe sind keine Wellness-Produkte." Zur Ruhe zu kommen, könne durchaus herausfordernd sein.

Doch es lohne sich, ein gewisses Unbehagen zunächst einmal hinzunehmen, erklärt Standhardt. "Es gibt keinen Umweg, um diese zunächst sehr ernüchternde Phase zu vermeiden." Dann bleibe es aber nicht bei diesem unangenehmen Zustand. Wer sich auf die Stille einlasse, könne zu erholsamer Ruhe finden und neue Tiefen in sich erkunden. Eine stärkere innere Ausgeglichenheit und Ruhe könne dann auch helfen, weniger unter Lärm aus der Umgebung zu leiden, ist auch Seitlinger überzeugt.

Ganz konkrete Befunde der Wissenschaft: mindestens zwei Stunden Stille regen das Gehirnwachstum an. In nur zwei Minuten Stille hingegen kann der Stresspegel, in dem Cortisol und Adrenalin erhöht sind, abgebaut werden. Stille ist auch für Körper und Gehirn entspannender als Musikhören, gemessen an der Senkung des Blutdruckes und der erhöhten Durchblutung des Gehirnes. 

Quelle: Domradio





 
 
 

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