18. Salonmusik
Die Musik im Salon wird im Laufe des 19. Jahrhunderts zur SALONMUSIK, und dies entwickelt sich schon seinerzeit zu einem eher abfälligen Begriff. So im Riemann Musiklexikon von 1882:
„Nur für die äußerliche Unterhaltung berechnete Musik, triviales Tongeklingel; ein Begriff, dessen Definition man nur mit Bedauern geben kann, da die Salonmusik die Verflachung des Geschmacks der Dilettanten und die Versumpfung der Mehrzahl der Komponisten verrät. Die Salonmusik ist der traurige Ersatz für das, was man ehedem "Hausmusik" nannte. Wie die biedere Gastlichkeit und freundliche Herzlichkeit im geselligen Verkehr einem oberflächlichen Schöntun, einem ganz äußerlichen Repräsentieren gewichen sind, so ist auch das Musizieren im Salon als angenehmes Mittel, Stockungen der Konversation zu verdecken (als Lückenbüßer), kaum noch zu vergleichen mit dem andächtigen, pietätvollen Musizieren von ehedem.“
Auf die Hausmusik und auf den Dilettanten gehen wir später noch ein.
Der Wikipedia-Eintrag liest sich zunächst etwas neutraler:
Salonmusik ist ein Ausdruck für leicht fassliche, oft besonders virtuose oder sentimentale Musik.
Jetzt wird es merkwürdig:
"Franz Schubert schrieb Musik für die biedermeierlichen Salons in Wien, die heute noch als Konzermusik akzeptiert wird."
Vollkommen absurd dann dieses:
„Folgend eine Liste bekannter Künstler aus dem Bereich Salonmusik: Adolf Busch Fritz Busch Emanuel Feuermann Jacques Thibaud Jascha Heifetz Pablo Casals Paul Hindemith"
Das ist eine völlig zufällige Aufzählung von weltberühmten Solisten bzw. Komponisten, die NATÜRLICH alle auch Kammermusik gespielt haben, im Kontext des Begriffes „Salonmusik“ aber völlig fehl am Platze sind.
Übrigens alles jüdische bzw. dem NS-Regime seinerzeit oppositionell gegenüber stehende Künstler.
Sehr merkwürdig, dieser Eintrag. Er mahnt mich, auch Wikipedia als Nachschlagewerk immer mit einer gewissen Skepsis zu lesen.
Wer noch seriöse Informationen über das Genre der Salonmusik möchte, kann hier weiterlesen:

Unsere heutige Musik ist von Mel Bonis. Mélanie Hélène Bonis (1858-1937), musikalisch hochbegabt, wurde von ihrer Familie nur wenig unterstützt, aber von César Franck gefördert. Sie studierte bei Ernest Guiraud am Pariser Konservatorium, einer ihrer Studienkollegen war Claude Debussy. Sie gewann zahlreiche Preise und wurde dennoch von ihren Eltern zum Abbruch ihres Studiums und zu einer Vernunftehe mit einem 22 Jahre älteren Witwer gezwungen. Die Musik nimmt erst wieder den ersten Platz in ihrem Leben ein, als ihre Kinder herangewachsen sind.
Das Werk von Mel Bonis reicht von leichten Stücken bis zu mystischen Gesängen, von Kinderstücken bis zu konzertanten Werken und ist ebenso vielgestaltig wie umfangreich.Mit ihrer Kammermusik hat Mel Bonis Werke geschaffen, die […] sich mit den bedeutendsten Kammermusikkompositionen der damaligen französischen Schule vergleichen lassen und neben den Meisterwerken von Fauré, Saint-Saëns und Debussy bestehen können.
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