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19. Biedermeier oder Boheme - Hausmusik

Sybille

Die Schubertiaden gelten als Prototyp und historisches Vorbild der bürgerlichen Hausmusik. Dabei kann man den Freundeskreis, der sich mehrmals wöchentlich zu größeren oder kleineren Zirkeln traf, und bei dem viel frisch Komponiertes von Schubert aufgeführt wurde, eher bohèmistisch als biedermeierlich nennen.

Dieses Gemälde von Gustav Klimt entstand 1899, wurde im 2. Weltkrieg zerstört und ist nur durch eine Farbfotografie erhalten.
Dieses Gemälde von Gustav Klimt entstand 1899, wurde im 2. Weltkrieg zerstört und ist nur durch eine Farbfotografie erhalten.

Wir haben schon gesehen, dass die Entwicklung des öffentlichen und nichtöffentlichen Musizieren durch die Erosion des höfischen Mäzenatentums im Verlaufe des 18./19. Jahrhunderts zur Herausbildung eines öffentlichen Konzertwesens einerseits sowie zur halbprivat-halböffentlichen Form in Gestalt der Hausmusik führte. 

In beiden Kontexten bildetet sich auch die Praxis des stillen, regungslosen Zuhörens, verbunden mit selbst-reflexiver Einkehr, nicht unähnlich der meditativen Haltung beim Gottesdienstbesuch heraus, wie sie noch heute vom Publikum erwartet wird. 

Nach Jürgen Habermas „entsteht die Sphäre des Publikums in den breiteren Schichten des Bürgertums zunächst als Erweiterung und gleichzeitig Ergänzung der Sphäre kleinfamilialer Intimität.“ 

Im Zentrum des häuslichen Musizieren stand seit Mitte des 19. Jahrhunderts das Klavier und das Erlernen eines Instruments, des Klavierspiels zumal, wurde für Kinder aus bürgerlichem Hause verbindlich, wenn nicht unausweichlich.


Mit der Erfindung des Pianolas, der Schallplatte und folgenden Tonträgern sowie schließlich dem Aufkommen des Rundfunks ging nach und nach die Praxis der Hausmusik zurück. Jugendmusikbewegungen (beispielsweise der Wandervogel) und Schulmusik steuerten diesem Trend entgegen und förderten die Hausmusikpflege. Und auch heute noch hat fast zwei Drittel der Deutschen schon einmal aktiv ein Musikinstrument erlernt und gespielt. Die Hausmusik mag eine Nische geworden sein, aber sie lebt fort.



Obwohl vorrangig als Interpret berühmt, war Adolf Busch auch ein produktiver Komponist spätromantischer Prägung, der stilistisch Johannes Brahms, Max Reger und Othmar Schoeck nahestand. Den Kern seines Schaffens bilden Kammermusikwerke, dazu treten Orchesterwerke, Chorsinfonik, Klavier- und Orgelstücke sowie Lieder.


Hier kann man mehr über ihn lesen und verstehen, warum sein Name in der zitierten, fragwürdigen Liste von "Salonmusikern" vollkommen fehl am Platze war:








 
 
 

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