20. Dresdner Amen
- Sybille
- 20. Dez. 2021
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Die Analyse der Verwandlungsmusik aus dem Parsifal von gestern könnte man natürlich wesentlich weiter treiben. Ich habe ein Detail herausgepickt: Das Dresdner Amen.
Beim Dresdner Amen handelt es sich ursprünglich um eine von Johann Gottlieb Naumann (1741-1801) komponierte mehrstimmig gesetzte Antwort des Chores, die in Messen der Katholischen Hofkirche in Dresden gesungen wurde. Das Dresdner Amen ist für die Musik des 19. Jahrhunderts von großer Bedeutung. Unter anderem wurde es von Felix Mendelssohn Bartholdy im Kopfsatz seiner Reformations-Sinfonie und von Gustav Mahler im Schlusssatz seiner 1. Sinfonie verwendet. Auch Anton Bruckner hat es als zentrales Thema des dritten Satzes seiner 9. Sinfonie verarbeitet. Besonders regen Gebrauch machte Richard Wagner von diesem musikalischen Fragment. Er zitiert es im Liebesverbot, im Tannhäuser und vor allen Dingen im Parsifal, wo es als Grals-Leitmotiv erklingt.
Aber auch im 20. Jahrhundert hat das Dresdner Amen offenbar nichts von seiner Faszination verloren. Es findet sich im Hauptthema von Klaus Doldingers Musik zu Wolfgang Petersens Film Das Boot.
Der Chor der Dresdner Kapellknaben verwendet die kurze, aus nur 7 Akkorden bestehende aufsteigende Sequenz heutzutage als Abschluss der Antiphon zum Fürbittgebet.
Auch in der lutherischen Dresdner Kreuzkirche erklingt das Dresdner Amen noch heute zur Bekräftigung des Segens zu besonderen Festen und Anlässen.
Die Melodie steigt in schlichter diatonischer Linie um eine Quinte auf, beginnend auf der Quintstufe des Ausgangsakkords und endend auf der Quintstufe des Zielakkords. Dabei wird eine Modulation um eine Stufe des Quintenzirkels aufwärts vollzogen. Diese einfachen Mittel erzeugen eine einprägsame musikalische Gestevon „Erhebung“.
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