21. Gelenkte Fantasie - Programmmusik
Programmmusik folgt einem außermusikalischen Programm, das eine bestimmte Vorstellung von Bildern oder Geschichten schaffen soll und beispielsweise durch beigegebene Überschriften und Titel verdeutlicht wird. Das Programm besteht vorzugsweise aus einer Folge von Handlungen, Situationen, Bildern oder Gedanken, welche die Fantasie des Komponisten anregen und die des Hörers in eine bestimmte Richtung lenken. Ein Beispiel wären die Bilder einer Ausstellung von Mussorgski. Programmmusik ist damit zu unterscheiden von der absoluten Musik, die keine außermusikalischen Inhalte darstellt.
Fließende Übergänge von absoluter Musik zu Programmmusik bildet die sogenannte Tonmalerei, die mit musikalischen Mitteln außermusikalische Geräusche und Klänge nachahmt. Sie taucht schon in der Musik der Renaissance auf und kann ein Stilmittel sowohl in absoluter Musik als auch in Programmmusik sein.
Programmmusik gab es in allen Epochen, man denke an die Vier Jahreszeiten von Vivaldi. In der Klassik dominierte die absolute Musik, aber auch hier gibt es Beispiele für Programmmusik, wie die Jagdsinfonien von Leopold Mozart oder der bereits erwähnte „Musikalische Spaß“ KV 522 von W.A. Mozart.
In der Romantik entwickelte sich die Programmmusik zu einer eigenständigen Musikrichtung. Es entbrannte ein ästhetischer Streit zwischen den Anhängern der Programmmusik und den Vertretern der absoluten Musik. Protagonisten der Programmmusik waren z.B. Berlioz und insbesondere auch Liszt.
In einzelnen Werken wie den Konzertetüden Waldesrauschen und Gnomenreigen von Liszt deuten die Titel bereits programmatische Trivialitäten an, wenngleich auf hohem Niveau. Damit bahnt sich bereits die Einvernahme der Programmmusik durch die Salonmusik an.
Parallel wird zum Ende des 19. Jahrhunderts die sinfonische Musik immer ausladender - man höre nur bei Berlioz, Mahler, Strauss nach.
All diese Entwicklungen führten dazu, dass die instrumentale Kammermusik gegen Ende des 19. Jh.s in Zusammenhang als zu akademisch und konservativ und damit als überholt galt. Ein Indiz dafür kann in der Überzeugung G. Mahlers gesehen werden, Beethovens Streichquartette seien nur noch in einer orchestralen Fassung ästhetisch zu genießen.

Mahler selbst hat zwar als Student Kammermusik nach dem Vorbild von Johannes Brahms komponiert, der zu der Zeit Direktor des Wiener Musikvereins war. Aber er „ging mit seinen Werke leichtsinnig um, dass kaum mehr etwas vorhanden war“, (so Mahlers Selbstbeschreibung). Der junge
Mahler war bei seinen Kommilitonen bekannt dafür, dass er wenige Werke zu Ende komponierte. Womöglich wurde es ihm schnell zu eng in einer Musik und er strebte nach Neuem. Und das, was er komponiert hat in diesen Jugendjahren, hat er oft schnell wieder entsorgt oder verbummelt. Erhalten ist nur ein einzelner Satz eines a-moll-Klavierquartetts, das er als 16-Jähriger komponiert hat, ein recht düsteres, schmerzliches Werk.

Unsere heutige Musik ist stattdessen ein kleines Flötenstück von Philippe Gaubert (1879-1941), der zunächst Soloflötist an der Pariser Opera war, im 1. Weltkrieg an der Schlacht von Verdun teilnahm, später am Pariser Konservatorium lehrte und zuletzt künstlerischer Leiter der Pariser Opéra wurde. Sein kompositorisches Werk ist von Gabriel Fauré beeinflusst.
Musik: Philippe Gaubert, Sur l‘eau Flöte + Klavier
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