Advent 2023
Auch in diesem Jahr wieder kommt ein musikalischer Adventskalender, der täglich eine musikalische Miniatur bietet, um die Zeit der Erwartung mit kleinen Überraschungen zu füllen. „Klassische Musik“ im weiteren Sinne, jedoch versuche ich, ein wenig in die Randbereiche des "Kanons des Wohlbekannten" vorzustoßen und damit das eine oder andere Stück zu präsentieren, das noch nicht jedem bekannt ist.
Die Musik wird kombiniert mit ein paar Gedanken oder Fundstücken zu einem Oberthema, das morgen verraten werden soll - so viel Spannung muss sein!
Musikalisch lasse ich meine Konzerterlebnisse des Jahres Revue passieren, ergänzt um einige Fundstücke und Empfehlungen.
Ich werde beginnen mit dem Stück, das mich über das ganze Jahr begleitet hat. Es ist das 2. Klavierkonzert in c-moll op. 28 von Sergej Rachmaninoff. Mit seiner sehnsüchtigen Melodik spiegelt es die Stimmung des Jahres vielleicht ganz gut wider.
Mein Reclam-Konzertführer von 1976 schreibt in dem (erstaunlich kurzen) Abschnitt über Rachmaninoff recht gönnerhaft: „… virtuose Behandlung des Soloparts: Hinneigung zu ausdrucksvollem, dunkel-pathetischem Balladenton, zu schwärmerischer Lyrik, zu liebevoller Ausmalung von Naturstimmungen. Alle Konzerte … stehen in Moll. Der sich hierin äußernde elegische (nicht tragische) Grundzug gibt den Werken ihren eigenartigen Reiz.“
Verlinkt habe ich den 2. Satz, Adagio sostenuto in der Aufnahme mit Leif Ove Andsnes und den Berliner Philharmonikern unter Antonio Pappano, eine Live-Aufnahme, die mir besonders ans Herz gewachsen ist.
Die englische Seite Gramophone.co.uk schreibt dazu:
It is certainly a worthy contender for the Top Ten when aided by the world-class Berlin Phil, a conductor who is in the Barbirolli class of adroit accompanists, superb recorded sound and a beautifully voiced piano.
...
Nor is there anything mannered about the soloist, though some may wish he was slightly less well mannered. Andsnes here gives the lie to those who find his playing on the cool side of emotional but he is always the reliable guest who never gets drunk, no matter how much alcohol he has consumed. ...
The Second Concerto is given a Rolls-Royce reading with which only the pickiest could find fault. The last movement, though, is something special and the final appearance of its glorious second subject, greeted with a mighty timpani wallop and braying brass, is heart-stopping. The audience rightly roar their approval.
Wer vergleichen möchte: Krystian Zimerman nimmt das ganze in wahnsinnig schwankenden Tempi, (die für mich den Fluss der Musik etwas hindern): "a romantic to his fingertips, Zimerman inflects one familiär theme after another with a yearning, bittersweet intensity that he equates in his interview with first love."
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